Anwendungsbereiche von Mifegyne in der Frauenheilkunde abseits vom Schwangerschaftsabbruch

Mifepriston (Mifegyne), der derzeit einzige zur Anwendung am Menschen zur Verfügung stehende Progesteronantagonist, hat neben seiner abortiven (abtreibenden) Wirkung in der Frühschwangerschaft vielfältige Anwendungsmöglichkeiten in der Gynäkologie und Geburtshilfe. Diese reichen von der Zervixreifung, der Geburtseinleitung und der Kontrazeption bis zur Behandlung der Endometriose und des Uterus myomatosus. Darüber hinaus ist der therapeutische Einsatz bei verschiedenen malignen Tumoren (zum Beispiel beim Mammakarzinom) denkbar.  

Wir setzen Mifegyne in unserer gynäkologischen Praxis bereits bei folgenden Indikationen ein:

  • Zervixreifung = Auflockerung, Erweichung und Öffnung des Muttermundes/Gebärmutterhalses vor einem chirurgischen Schwangerschaftsabbruch
  • Missed abortion= eine Fehlgeburt, bei der der Fruchtsack aber nicht abgeht, obwohl die Schwangerschaft nicht mehr intakt ist. Es wird dafür das gleiche Schema wie beim medikamentösen Schwangerschaftsabbruch verwendet.
  • Zervixreifung vor dem Einsetzen einer Spirale bei engem Muttermund/Gebärmutterhals (auch wenn Sie die Spirale bei Ihrer Frauenärztin einsetzen lassen.
  • postkoitalen Kontrazeption = Pille danach: Mifegyne hat sich als weit besser verträglich UND effektiver erwiesen als alle anderen Pillen danach

Schonendere und weniger invasive Alternative

Ungeachtet der kontroversen Diskussion in der Öffentlichkeit, die sich zumeist weniger auf die medizinische Potenz der Substanz als vielmehr auf die Problematik des Schwangerschaftsabbruchs und seine ethischen/ rechtlichen Grundlagen bezieht, steht mit Mifepriston unter medizinischen Gesichtspunkten eine schonendere (komplikationsärmere) und weniger invasive Alternative der Schwangerschaftsbeendigung im Vergleich zum herkömmlichen chirurgischen Verfahren zur Verfügung. Die alleinige Deklaration als "Abtreibungspille" wird dem pharmakologischen Spektrum dieser Substanz nicht gerecht, deren Einführung - ungeachtet noch fehlender aussagekräftiger Studien - vielversprechende therapeutische Perspektiven in der Behandlung nichtgynäkologischer und gynäkologischer Erkrankungen eröffnen könnte.